17.05.2021

3 Fragen an…

Björn Böhning

Der Staatsekretär im Bundesministerium für Arbeit und Soziales ist u.a. zuständig für das Politikfeld “Zukunft der Arbeit/Digitale Arbeitsgesellschaft”. In seinen Aufgabenbereich fällt auch das vom Bundesarbeitsministerium gegründete KI-Observatorium.

Welche Chancen sehen Sie ganz persönlich beim Einsatz von KI für die Arbeit der Zukunft? Worüber machen Sie sich Gedanken?

KI kann – in viel größerem Maße als die technischen Neuerungen der Vergangenheit – Arbeitsprozesse präzisieren, beschleunigen und natürlich auch kostengünstiger machen. Produkte können verbessert und Kundenwünsche individueller gestaltet werden. KI kann dem Menschen Routinearbeiten abnehmen oder ihn unterstützen. Große Potenziale sehe ich zum Beispiel in der Pflege. KI-gestützte Assistenten können das Pflegepersonal bei der Dokumentation unterstützen, damit mehr Zeit für die Betreuung der zu Pflegenden bleibt. Wir stehen hier erst am Anfang, denn tatsächlich nutzten 2019 erst 6 Prozent der Unternehmen in Deutschland KI.

Der Einsatz von KI birgt aber auch Risiken und kann Ängste auslösen – vor einem Jobverlust oder dem Verlust eigener Entscheidungsgewalt. Deshalb ist für mich persönlich eines besonders wichtig: Wir müssen mindestens genauso viel in Menschen investieren wie in die Technologie, denn technischer Fortschritt muss mit gesellschaftlichem Fortschritt einhergehen.

Das Verhältnis von Mensch und Maschine wird sich beim Einsatz von KI stark verändern. Die Frage nach der Ausgestaltung dieses Verhältnisses hat die Bundesregierung mit der deutschen KI-Strategie eindeutig beantwortet: Der Mensch steht im Mittelpunkt! Die letztendliche Entscheidung für Einsatz und Nutzung von KI muss stets beim Menschen liegen. Deshalb ist für mich die zentrale Voraussetzung für eine exzellente, vertrauenswürdige und sichere KI: die Gesellschaft durch gute Qualifizierung, Aus- und Weiterbildung für den Umgang mit KI zu befähigen. Wenn wir dann noch größtmögliche Transparenz im Umgang mit KI und bestmögliche Nachvollziehbarkeit ihrer Entscheidungen sicherstellen, können wir Deutschland zu einer führenden KI-Nation machen, wie es das Ziel der KI-Strategie der Bundesregierung ist.

 

Was passiert im KI-Observatorium? Welche Leitlinien braucht es für den Einsatz von KI?

Das KI-Observatorium ist Teil der Denkfabrik Digitale Arbeitsgesellschaft und ein Beitrag des Bundesarbeitsministeriums zur Umsetzung der KI-Strategie der Bundesregierung. Das KI-Observatorium hat das Ziel, einen breiten Austausch zwischen Politik, Unternehmen, Sozialpartnern und Wissenschaft zum Einsatz von KI in der Arbeitswelt und der Gesellschaft zu fördern. Das KI-Observatorium entwickelt zum Beispiel eine evidenzbasierte Informationsgrundlage zu den Auswirkungen von KI auf Arbeit und Gesellschaft. Zu diesem Zweck veröffentlichen wir Indikatoren, die Herausforderungen und Handlungsbedarf frühzeitig erkennen lassen. Die ersten KI-Indikatoren wurden bereits auf der Website des KI-Observatoriums veröffentlicht.

Hinweisen möchte ich auch auf das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte KI-Ultra-Projekt des Fraunhofer-Instituts und der Uni Stuttgart, das Tools und Leitlinien zur Einführung und Nutzung von KI entwickelt. In der jetzigen Erprobungsphase werden in der Zusammenarbeit mit 30 Unternehmen zunächst wichtige Erkenntnisse gesammelt. Last not least setzen wir aktuell mit unserem „Netzwerk Künstliche Intelligenz in der Arbeits- und Sozialverwaltung“ einen neuen Schwerpunkt. Zusammen mit KI-Expertinnen und KI-Experten der Behörden der Arbeits- und Sozialverwaltung haben wir uns zum Ziel gesetzt, Leitlinien zum Einsatz von KI in der öffentlichen Verwaltung zu erarbeiten.

 

Welche KI-Tools nutzt das Ministerium?

KI-Anwendungen, die in der öffentlichen Verwaltung eingesetzt werden können, müssen höchsten Qualitätsstandards entsprechen, damit Verwaltungsmitarbeitende und Bürgerinnen und Bürger den eingesetzten KI-Systemen vertrauen können.

Wir gehen davon aus, dass die Behörden der Arbeits- und Sozialverwaltung in den nächsten Jahren zunehmend KI-Systeme einsetzen werden. Es gibt einige Prozesse und Aufgaben in Behörden, die sich für den Einsatz von KI sicher gut eignen würden. Die für das Training von KI-Systemen benötigten großen Datenmengen wären grundsätzlich auch vorhanden. Wegen der schon angesprochenen Vertrauensfrage ist es in diesem Zusammenhang aber besonders wichtig, dass die – richtigerweise strengen – Vorgaben des (Sozial-)Datenschutzes zu beachten sind. Mein Ziel ist es, dass KI den Beschäftigten der Verwaltung die Arbeit erleichtert, sodass sie mehr Zeit haben für Dinge, die spannend und relevant sind.

 

Ein Interview von Eva Meschede

 

 

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