15.05.2021

3 Fragen an…

Joana Serafin

Als Managing Director bei der Micaraa GmbH, einer Naturkosmetik-Firma, arbeitet sie in einem Team von fünf Mitarbeitern und kümmert sich um das komplette operative Geschäft des jungen Start-ups. Als wachsendes Unternehmen ist Micaraa derzeit auf der Suche nach neuen Lösungen, um Daten auszuwerten und KI für Wertschöpfungsprozesse zu nutzen.

Welche Chancen und Risiken sehen Sie in Bezug auf neue Technologien?

Wir sehen sie eher als Chance. Automatisierung oder KI bringt uns voran, nimmt uns Arbeit ab. Es gibt natürlich Bereiche, in denen auch wir aufpassen müssen. So arbeiten ja viele Unternehmen im Kundenbereich mit Chatbots. Wir haben allerdings festgestellt, dass unsere Kunden das nicht überall annehmen. Prozesse wie Bestellungen und Versand können wir damit gut abwickeln, das akzeptieren die Kunden. Aber bei Beratung und Fragen zu den einzelnen Produkten geht das nicht. Wir produzieren und entwickeln ja Naturkosmetik und im Nachhaltigkeitsbereich gibt es sehr informierte und kritische Kunden, die mit einem Menschen sprechen wollen und nicht mit Chatbots. Letztere können bei uns bisher nur einfachere Vorgänge erledigen: Wo ist meine Lieferung, wann kommt das Paket? Wir testen gerade aus, wo wir KI einsetzen können und wo wir einen Menschen brauchen. Aber wir haben keine Bedenken, dass irgendwelche Stellen wegfallen.

Welche Automatisierungsprozesse haben Sie schon eingeführt neben dem Chatbot zum Lieferstatus?

Der Fokus liegt auf dem eigenen Webshop, die Bestellprozesse laufen komplett automatisiert ab, das ist direkt mit unserem Lager verknüpft. Wir arbeiten mit Tools, die unsere kompletten Bestellungen abbilden. Die etwa den Lagerbestand berechnen, wie lange reicht er noch, wann müssen wir ordern. Wir stellen ja Kosmetik ohne Konservierungsstoffe oder mit natürlichen Konservierungsstoffen her, diese Produkte sind begrenzt haltbar und müssen frisch verschickt werden. Deshalb können wir nicht groß auf Vorrat produzieren und lagern.  Dann gibt es natürlich Automatisierungen im Social-Media-Bereich, wir sind sehr stark auf Instagram oder Facebook unterwegs, versenden automatisierte Nachrichten an Kunden.

Wo würden Sie gerne KI stärker einsetzen?

Etwa in der Produktentwicklung, da arbeiten wir schon sehr datenbasiert. Wir crawlen unterschiedliche Plattformen wie Google oder Amazon mit den Fragen, was wollen die Kunden im Bereich Kosmetik, was sind Trend-Inhaltsstoffe, welche Produkte sind gefragt, welche Konsistenz müssen die Produkte haben, wie müssen sie verpackt sein? Nehmen wir das klassische Beispiel Bodylotion: Wie gut muss die einziehen? Soll die riechen oder besser nicht? Lieber im Tiegel oder in der Flasche? Wenn man zum Beispiel Amazon-Bewertungen mit diesen Fragen durchgeht, kann man eine gute Analyse machen, was die Kunden grundsätzlich wünschen, und das für die eigenen Entwicklungen nutzen. Die Daten werden bei uns aber noch überwiegend manuell ausgewertet, in diesem Bereich könnten wir automatisierter werden. Wie KI da zum Einsatz kommen könnte, möchten wir in Zukunft herausfinden.

 

Ein Interview von Eva Meschede

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