17.05.2021

3 Fragen an…

Gabriele Schwarenthorer

Sie ist Mitglied der Geschäftsführung von IBM Deutschland und verantwortet als Director den Bereich Human Resources in Deutschland, Österreich und der Schweiz (DACH). IBM ist Vorreiter bei der Entwicklung von KI-Lösungen und nutzt diese als Lead User auch in der eigenen Organisation.

Bei IBM soll ein Compensation Advisor eingeführt werden. Was verbirgt sich dahinter?

 

Der Compensation Advisor ist eine KI-Applikation, die bei der Gehaltserhöhungsplanung zum Einsatz kommt. Hier fließen viele Informationen ein: die Gehaltsstufen von Mitarbeitenden mit ähnlichen Erfahrungen, Informationen über Jobs auf dem externen Arbeitsmarkt und andere Fakten. Schließlich gibt der Compensation Advisor dem Manager Empfehlungen für Gehaltserhöhungen. Der Vorteil: Der Compensation Advisor kann auf unbewusste Vorurteile aufmerksam machen und zum Beispiel sicherstellen, dass wir Gender Equity bei der Bezahlung erreichen. Ganz wichtig ist aber, dass dieses KI-Tool nur Empfehlungen abgibt. Die Entscheidung bleibt bei der Führungskraft.

 

Dieses Tool wird jetzt eingeführt, welche Prozesse muss es vorher durchlaufen? Wie sorgen Sie für Akzeptanz des Tools?

 

Ganz wesentlich ist, dass wir jeden KI-Einsatz bei IBM Deutschland mit Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen verhandeln. Dabei hilft unsere Rahmenvereinbarung zu KI, die wir im vergangenen Jahr abgeschlossen haben. Das war für uns ein sehr wichtiger Schritt. IBM ist das erste Unternehmen in Deutschland mit einer Betriebsvereinbarung  zu diesem Thema. Die Vereinbarung enthält ethische Standards und kategorisiert etwa KI-Tools in vier verschiedene Stufen des Schadensrisikos und potenzieller Risiken für Mitarbeitende, von 1, sehr gering, bis 4, hoch. Je nach Stufe wird das neue Tool einfach gelistet oder zuerst verhandelt. Dabei hilft unser KI-Ethikgremium, dem neben Teilnehmenden aus der Mitbestimmung und dem HR-Bereich auch ausdrücklich KI-Experten angehören, die ein tieferes technisches Wissen haben.

 

Was ist Ihre Erfahrung? Welche Sorgen von Mitarbeitenden muss man berücksichtigen?

 

Die Befürchtungen beziehen sich oft auf Fragestellungen zur Data Privacy – wie werden welche Daten mit wem geteilt, wer hat Zugang zu welchen persönlichen, sensitiven, vertrauensvollen Daten? Und welche Risiken bestehen, dass die Daten an Personen geraten, die sie missbräuchlich verwenden könnten? Wir versuchen, dieser Sorge durch maximale Transparenz und Erklärbarkeit bei jeder KI-Lösung entgegenzuwirken. Es muss sicher sein, wohin die Daten fließen.

Eine andere Angst ist: Ersetzt KI eine menschliche Entscheidung? Hier gilt das Grundprinzip:  Der Zweck von KI darf nur sein, den Menschen zu ergänzen und zu beraten. KI soll den Menschen nie ersetzen.

 

Ein Interview von Eva Meschede

 

 

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